Monotypie in der Stoffmalerei – ein Selbsttest

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche gemaltAuf der Suche nach neuen Techniken für die Stoffmalerei oder anderweitigen Anregungen für diese Seite bin ich über ein Video gestolpert, dass sich mit der Monotypie in der Textilgestaltung befasst.

Monotypie – nie gehört, klingt aber spannend

Ohne einen blassen Schimmer, was es damit auf sich hat, habe ich mir das Ganze mal zu Gemüte geführt und muss sagen, dass es auf den ersten Blick sehr interessant aussah.

Zwar fand ich das dort gewählte Motiv für mich persönlich nicht so schick, aber die Technik an sich schon.

Die Monotypie ist eine sehr alte Technik

Daraufhin habe ich mich etwas mehr mit dieser auseinandergesetzt, um erstmal zu verstehen, was Monotypie überhaupt sein soll. Es handelt sich bei der Monotypie um eine Art Druckverfahren aus der „Bildenden Kunst“ und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Damals wurde sie ausschließlich für Papier benutzt.

Die Farbe wird nicht wie sonst üblich auf den Malgrund gebracht, sondern auf eine Platte aus Glas, Metall oder ähnlichen Materialien, auf die anschließend das Papier gelegt und angedrückt wird, solange die Farbe noch feucht ist. Dadurch nimmt das Papier die Farbe auf und es entsteht ein Bild.

Der große Vorteil der Monotypie ist der, dass man die Farbe auf der Platte so verändern kann, wie es einem beliebt. Man kann Farbe beispielsweise durch Wegwischen entfernen oder durch Schablonen abgrenzen.

Motive wirken viel lebendiger und plastischer

Das macht das plastische Malen viel einfacher. Man muss allerdings schnell sein: Je nach gewählter Farbe trocknet diese schnell an und kann nicht mehr auf das Papier übertragen werden. Eventuell kann man sie noch mit etwas Wasser feucht machen, das ändert allerdings auch die Eigenschaften der Farben und sie verlaufen leichter.

In der Stoffmalerei ist es schwieriger, den Stoff glatt und gerade auf die Platte zu legen, um die Farbe aufzunehmen. Wie im Video zu sehen, empfehlen sich hier flexible Platten, die wiederum auf den Stoff gedrückt werden. Leider ist das im Video gezeigte Set so nicht mehr erhältlich.

Aber es gibt Alternativen. zum Beispiel. Oder laminierte Laminierfolien.

Geldruckplatten liefern noch einmal mehr Möglichkeiten

Besonders gut geeignet sind auch sogenannte Geldruckplatten. Die sind relativ dick und fühlen sich an wie Gelatine. Auch auf ihnen kann man malen, stempeln und gestalten, was das Zeug hält.

Gelli-Kunstplatte 20 cm x 25 cm, Mehrfarbig.

Anschließend wird die Geldruckplatte umgestülpt und auf den Stoff gedrückt. Im Gegensatz zu den starren Folien sind sie jedoch deutlich weicher und etwas anders zu handhaben. Sie lassen sich aber genau so leicht säubern und immer wieder verwenden.

Ich bin mit meiner Gelli Plate inzwischen per du und habe sie sehr schätzen gelernt. Deshalb habe ich ihr auch einen eigenen Artikel gewidmet: Die Gelli Plate und die Stoffmalerei – eine Liebeserklärung. Dort erfährt du auch, welche Erfahrungen ich im Laufe der ZEit mit der Monotypie gemacht habe – und welche Fehler man vermeiden sollte.

Alles Gemalte kommt spiegelverkehrt auf den Stoff

Bedenken sollte man, dass alles, was man auf die Folie malt, hinterher spiegelverkehrt auf dem T-Shirt ist. Also sollte man keine Schrift wählen oder eben spiegelverkehrt schreiben.

Der große Vorteil von Laminierfolien ist zusätzlich, dass man sie als Schablonen oder Vorlagen verwenden kann: Einfach das gewünschte Motiv einlaminieren, nachmalen und auf den Stoff drucken. Man sollte sich nur im Klaren sein, dass hier keine genauen, sondern eher impressionistische Bilder möglich sind. Je mehr Übung man hat, desto genauer kann man malen.

Eine Baumwolltasche war das erste Übungsobjekt

Inspiriert durch das Video wollte ich also diese Technik auch einmal ausprobieren. Gesagt, getan. Mit einer Baumwolltasche und einer laminierten Laminierfolie legte ich los.

Wer kein Laminiergerät hat, dem empfehle ich  – sie sind ebenfalls biegsam, durchsichtig, haben mindestens eine glatte Seite und eine angenehme Größe. Als Motiv habe ich mich spontan für eine Welle entschieden.

Noch schnell ein dünnes Brett in die Tasche, damit die Farbe nicht durchdrückt – und los gehts. Mit dreierlei flüssiger Stoffmalfarbe malte ich also die Welle auf die Folie – eine Sache von nicht mal 5 Minuten – stülpte die Folie um und drückte sie an der gewünschten Stelle auf die Tasche.

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche
Die Welle mit Stoffmalfarbe auf die Folie gemalt…

Es ging tatsächlich so schnell, wie in dem Video zu sehen.

Mach nicht so ’ne Welle! – oder doch?

Von anderen Bastelarbeiten hatte ich noch eine kleine Walze  da, mit der ich das Motiv in den Stoff walzte. Man kann die Folie sicher auch mit den Händen festdrücken, aber mit der Rolle ging es super schnell und gleichmäßig. So vergisst man keine Stelle und hat hinterher Löcher im Motiv.

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche
…mit der Walze auf die Tasche gedruckt…

Und was soll ich sagen: Gespannt wie ein Flitzebogen zog ich die Folie ab und war schon ziemlich hingerissen vom Ergebnis! Für einen etwa fünfminütigen Aufwand ein solch schickes und leuchtendes Ergebnis zu haben – das ist schon toll.

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche
…Folie abgezogen – fertig!

Die Baumwolltasche hat das Motiv an jeder Stelle perfekt aufgenommen und die Farben leuchten, als gäbe es kein Morgen. Vor allem gefällt mir der Effekt des Gemalten sehr, sehr gut: Durch das „Gewischte“ auf der Folie wirkt die Farbe nicht platt, sondern eher plastisch. Gerade dadurch wirkt die Welle sehr lebendig. So hätte ich das nicht hinbekommen, wenn ich direkt auf den Stoff gemalt hätte – erst recht nicht in der Kürze der Zeit.

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche
So gut sieht das Ergebnis meiner ersten Monotypie aus

Wischtechniken funktionieren auf Stoff halt einfach nicht so gut, weil der Stoff die Farbe viel zu schnell aufnimmt. Aber mit der Monotypie und diesem Druckverfahren sind solche Effekte nicht mehr nur ein Gedankenspiel.

Monotypie in der Stoffmalerei - Welle auf Baumwolltasche
Auf der Folie ist hinterher kaum noch Farbe – das meiste ist auf dem Stoff gelandet

Abschließend muss das Motiv natürlich noch wie jedes andere fixiert werden, damit es die Wäsche überlebt.

Beim nächsten Test sehe ich Schwarz

Von dem Ergebnis der Tasche überwältigt wollte ich dann direkt das Nächste ausprobieren: Ein schwarzes T-Shirt.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
Ein schwarzes Shirt sollte für die nächste Monotypie herhalten

Leider kam dann die Ernüchterung. Auf dunklen Stoffen funktioniert die Monotypie zwar auch, aber längst nicht so schön, wie auf hellen Stoffen. Natürlich habe ich Opakfarbe verwendet. Allerdings ist Opakfarbe etwas – sagen wir mal – speziell. Man könnte es gar störrisch nennen.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
Auf der Folie sieht die Farbe noch schön leuchtend aus….

Trägt man Opakfarbe nämlich direkt auf dunklen Stoff auf, so kann es da schon das ein oder andere Mal vorkommen, dass die Farbe noch nicht so leuchtend und deckend ist, wie gedacht. Häufig braucht sie noch einen zweiten „Anstrich“, um voll zur Geltung zu kommen.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
…auf dem Stoff leuchtet sie nicht mehr wirklich

Das funktioniert bei der Monotypie leider überhaupt nicht. Hier kann man die Farbe nur einmal an der selben Stelle aufbringen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die Farbe durch den Zwischenschritt auf der Folie noch etwas weniger kräftig war, als wenn ich sie direkt auf den Stoff auftrage.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
Farbe ohne weiteren Zwischenschritt (links) und mit (rechts) auf dem Shirt

Das Ergebnis ist eher gedeckt und wenig intensiv. Es sieht nicht schlecht aus – das will ich gar nicht sagen – aber da ich von dem Ergebnis auf der hellen Tasche so angetan war, war die Enttäuschung natürlich groß.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
Der Unterschied wird hier sehr deutlich

Nachmalen sollte man die Farben auch nicht, da dann ja der Effekt der Wischtechnik verloren geht.

Bei der Monotypie benötigt man viel Farbe

Außerdem ist diese Technik sehr „farbintensiv“. Damit meine ich, dass man sehr viel Farbe benötigt. Als Beispiel: Wenn ich ein Shirt mit meiner „normalen“ Technik bemale, so kann man hinterher im Farbglas nur erahnen, dass dort Farbe fehlt. Auch bei großen Motiven.

Bei der Monotypie habe ich für den dunklen Stoff schon extra viel Farbe genommen, in der Hoffnung, dass die Farbe dann auch intensiv zur Geltung kommt. Insgesamt wurde etwa ein Drittel des Inhalts eines großen Stoffmalglases daraus. Das Ergebnis lässt aber keinesfalls auf so viel Farbe schließen. Etwas enttäuschend.

Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
Mehr Stoffmalfarbe…
Monotypie in der Stoffmalerei - Abdrücke auf schwarzem T-Shirt
…hilft nur bedingt

Bei der Baumwolltasche brauchte ich übrigens bei weitem nicht so viel Farbe, wie bei dem dunklen T-Shirt.

Die Monotypie könnte jetzt öfter den Weg auf meine Stoffe finden

Dennoch bin ich sehr angetan von dieser Technik. Ob als Hintergrund für Schriftzüge – wie beim Handlettering – oder andere Motive oder als rein impressionistisches Kunstwerk – die Monotypie kann mit ganz wenigen Mitteln ganz großartige Effekte erzielen.

Die Techniken lassen sich natürlich auch nach Belieben einfach kombinieren. Man kann mit der Monotypie erstmal einen Hintergrund oder so etwas in der Richtung auf den Stoff bringen und dann mithilfe des Kopierpapiers noch etwas dazu malen, was man so frei Hand nicht schön hinbekommen würde.

Man kann mithilfe der Folie jederzeit noch etwas dazu drucken

Man kann die Folie auch jederzeit säubern und (wenn der Rest trocken genug ist, dass man ihn nicht verwischt) weitere Muster dazu „drucken“. Auf jeden Fall ist es keine Technik für gemütliche Künstler. Ich habe festgestellt, dass ich mir umfassende Gedanken über das Motiv vorher machen muss. Während des Tuns trocknen die Farben dann leider viel zu schnell an, als dass man viel Zeit zum Experimentieren hätte.

Ich werde auf jeden Fall noch etwas üben und bei dunklen Stoffen nicht mit der Prämisse an das Vorhaben gehen, dass das Motiv knallig aussehen soll. Dann werden auch die Ergebnisse der Monotypie auf dunklen Stoffen zufriedenstellender aussehen. Ansonsten muss ich mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, auch mal helle T-Shirts zu tragen…. 😉

Letzte Aktualisierung am 1.12.2022 um 04:21 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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