Das letzte Set, das ich im Zuge meiner Testserie ausgiebig unter die Lupe genommen habe, ist das Textil Transfer Set von Marabu. Mithilfe dieses Sets soll es möglich sein, im Prinzip jedes beliebige Bild auf ein weißes Kleidungsstück bringen zu können.
Klingt spannend – ist es auch.
Das Textil Transfer Set wurde mir – wie auch die anderen Sets – kostenlos von Marabu zur Verfügung gestellt.
Da ich mit dieser Art Technik bisher noch überhaupt keine Berührungspunkte hatte, musste ich mich erst einmal mit der dem Set beiliegenden Anleitung befassen.
Hier klang soweit erstmal alles ganz einfach:
- Gewünschtes Bild mit dem Laserdrucker ausdrucken und mit der Bildfläche auf dem Stoff fixieren.
- Anschließend mit einem Pinsel das Textil Transfermedium auftragen und das Motiv mit dem Rakel quasi „in den Stoff“ rakeln.
- Dann nur noch das Papier abziehen und – Voila – fertig ist das neugestaltete Shirt.
- Nach dem Trocknen noch mit einem Protectmedium bestreichen, und anschließend im Backofen oder mit dem Bügeleisen fixieren.
Soweit, so klar.
Da ich zunächst etwas skeptisch war, wie gut das Ganze funktionieren würde und um selbst etwas zu testen, wollte ich ein paar Probeversuche machen.
Ein paar Testversuche schaden nicht
Dafür nahm ich kleine Bildchen, die auf ein weißes Geschirrtuch kommen sollten.
Als erstes unterlief mir dann aber direkt ein Fehler… Im Nachhinein könnte man vielleicht sagen, es war nur zu Testzwecken, damit du nicht den gleichen Fehler machen musst wie ich. Aber eigentlich habe ich nur nicht richtig aufgepasst.
Ich dachte nämlich, dass der Hinweis mit dem Laserdrucker nett gemeint, aber optional sei.
Lass mich soviel verraten: Ist er nicht. Ich habe hier einen Tintenstrahldrucker stehen und mit dem geht es tatsächlich nicht. Ergibt ja auch Sinn: Das Transfermedium löst die Partikel, die der Laserdrucker zuvor auf das Papier aufgebracht hat, von selbigem ab und macht sie damit portabel. Der Rakel drängt sie dann in den Stoff, sodass das Motiv dort erscheint.
Wer schonmal einen defekten Laserdrucker hat arbeiten sehen, weiß wie diese Partikel aussehen und wie leicht sie sich ohne Fixierung flöten gehen. Haften sie nicht sicher am Papier, kann man sie einfach wegwischen. Das übernimmt also das Transfermedium für uns.
Und mit Tinte funktioniert das Ganze dann eben nicht. Diese Partikel können mithilfe des Mediums nicht mehr gelöst werden und landen dementsprechend auch nicht im Stoff.
Hast du also nur einen Tintenstrahldrucker, so kannst du diese Technik leider nicht nutzen. Aber Freunde und Verwandte kann man ansonsten sicherlich um einen Ausdruck bitten.
Achte dabei aber darauf, dass der Laserausdruck nicht zu alt ist. Ist die Farbe schon zu lange im Papier, trennt sie sich auch mit Medium nur schwer.
Schrift sollte unbedingt vorher gespiegelt werden
Außerdem ist es hilfreich – insbesondere, wenn Schrift im Motiv vorkommt – dieses vorab am Computer zu spiegeln. Ansonsten kann man die Schrift nicht mehr lesen, da das Motiv spiegelverkehrt auf den Stoff gebracht wird.
Nach meinen ersten Fehlschlägen auf dem Geschirrtuch – und hier bin ich über die Vorabtests sehr froh – wollte ich es dann noch genauer wissen.
Im Artikel Wie das Motiv auf den Stoff kommt empfehle ich, Vorlagen für Transferpapierübertragung auf dickerem Papier auszudrucken (100g/qm). Normales Kopierpapier hat 80 g/qm.
Bei dieser neuen Technik erschien es mir zunächst nun logisch, dass hier das dünnere Papier besser geeignet sein würde. Schließlich sollte das Papier vom Transfermedium durchdrungen werden, um seine Farbpartikel abzugeben. Beim dickeren Papier hatte ich die Befürchtung, dass das nicht so gut passieren könnte.
Also probierte ich auch das vor dem eigentlichen Test am T-Shirt aus.
Die Vorabtests lieferten viele neue Erkenntnisse
Und was soll ich sagen, manchmal liegt das Bauchgefühl dann doch daneben.
Tatsächlich lässt das dickere Papier das Transfermedium genauso gut durch, wie das dünne Papier. Hier ist noch kein merklicher Unterschied festzustellen. ABER im nächsten Schritt, nämlich dem Rakeln.
Hier ist es deutlich angenehmer, auf dem dickeren und damit festeren Papier, dass ja nun völlig durchweicht ist, herumzureiben, als auf dem dünneren. Dieses gibt schnell nach und bei intensivem Rakeln entstehen schnell Risse und Löcher.
Und da man schon ordentlich auf dem Papier reiben muss, um ein ansehnliches Ergebnis zu bekommen, kann ich an dieser Stelle nur das dickere Papier mit 100 g/qm empfehlen.
Rakeln will geübt sein
Denn die Intensität des Rakelns ist ein weiterer Punkt, der etwas Übung braucht.
Im nächsten Schritt wollte ich mich also endlich an das Shirt wagen. Da diese Technik verspricht, jedes Motiv – sogar ausgedruckte Fotos – auf Stoff bringen zu können, war die Motivauswahl recht einfach. Ich wollte ein Motiv, dass ich schon länger haben wollte, das mir zum Selbstmalen aber doch zu komplex war. Meine Wahl fiel auf ein Motiv des 2018 erschienenen Games Red Dead Redemption II – eines meiner unangefochtenen Lieblingsspiele.
Da ich weiße Shirts nicht so besonders gerne trage, wollte ich sowohl Vorder- als auch Rückseite gestalten. Mehr Farbe auf dem Shirt lässt es nicht so weiß aussehen. 😊
Auf anderen Farben funktioniert das Ganze übriges nicht so besonders gut. Helle Farben gehen noch, verfälschen aber die Grundfarbe des Motivs stark. Somit sind andere helle Farben eher für Schwarz-Weiß-Motive zu nutzen. Schwarze Stoffe funktionieren wie angegeben gar nicht – auch das habe ich getestet.
Die beste Wirkung entfaltet diese Technik also ähnlich wie das Neon Textil Set ohne weitere Hilfsmittel auf weißem Stoff.
Nach den Probeläufen wage ich mich endlich ans Shirt
Nun sollte es also an die Gestaltung des Shirts gehen. Etwas aufgeregt war ich schon, da ich vorher oft gelesen hatte, dass man sehr aufpassen müsse. Denn das Motiv solle beim Rakeln mehr als leicht verrutschen und dann hinterher doof aussehen. Besonders bei großen Motiven besteht diese Gefahr – und meine Motive waren beide DinA4 groß.
Also war ich bei der Vorderseite noch etwas zurückhaltend und vorsichtig.
Nachdem ich den Ausdruck mit der bedruckten Seite auf den Stoff gelegt hatte, fixierte ich das Ganze mit Malerkrepp.
Im nächsten Schritt bepinselte ich alles mit dem Transfermedium. Praktischerweise kann man durch das Papier nun sehr gut erkennen, wo man schon überall das Medium aufgetragen hat. Damit das Motiv hinterher nicht zu gerade und abgehakt aussieht, habe ich an den Rändern die Pinselstriche etwas auslaufen lassen.
Zu erwähnen sei noch, dass man bei dieser Technik einen gut belüfteten Arbeitsplatz benötigt. Das Transfermedium hat schon einen sehr starken und intensiven Geruch. Während des Auftragens öffnet man am besten direkt ein Fenster.
Anschließend muss man zügig anfangen, mit dem Rakel zu arbeiten. Hier kommt es nun auf die Intensität und den Druck an, den man ausübt. Es erfordert doch etwas Übung und einen gewissen Mut. Bei der Vorderseite war ich etwas zu zaghaft. Die Farbe kam zwar im Stoff an, aber das Motiv ist etwas blässlich geworden. Das kann man durchaus als Stilmittel nutzen und sieht auch nicht schlecht aus. Ein kräftigeres Ergebnis wäre mir allerdings schon lieber gewesen.
In diesem Fall ist das dickere Papier übriges auch noch von Vorteil: Nicht nur, dass es stabiler ist, es verrutscht auch tatsächlich viel weniger als dünnes Papier.
Nach dem Rakeln kann und sollte man das Papier direkt abziehen.
Korrekturen sind dann nicht mehr möglich und man hat quasi direkt das Ergebnis vorliegen.
Ein weiteres passendes Motiv sollte auf die Rückseite
Nach dem Trocknen der Vorderseite und mit etwas mehr Selbstbewusstsein dank Übung für die Rückseite ausgestattet, kam diese an die Reihe.
Selbes Vorgehen: Motiv aufkleben, Transfermedium auftragen und anrakeln.
Aber diesmal war ich deutlich forscher beim Rakeln. Ich war sogar so tollkühn, immer mal wieder einen Blick unter das Papier zu werfen, ob mir die Farbintensität schon zusagte.
Und was soll ich sagen – mit etwas mehr Übung und einem Hauch mehr Entschlossenheit wurde die Rückseite des Shirts noch eine deutliche Spur besser als die Vorderseite.
Das Rot des Hintergrunds ist zu einem dunkleren Orange geworden, während es auf der Vorderseite mehr ein beige-gelb ist. Auch die Figuren kann man auf der Rückseite noch deutlich besser erkennen.
Wenn man also weiß, mit wie viel Druck man arbeiten kann und muss, kann man mit dem Ergebnis auch ein bisschen spielen. Vielleicht möchte man das ein oder andere Motiv etwas schwächer haben, um einen Retrolook zu erzielen. Oder doch lieber etwas kräftiger? Alles beliebig anpassbar.
Fester Stoff eignet sich am besten
Leichter ist es übrigens, je fester der Stoff ist. In meinem Fall waren es ein normales Baumwollshirt ohne Stretchanteil. Je elastischer der Stoff, desto mehr verrutscht man beim Rakeln.
Nach dem Trocknen beider Seiten darf man nun nicht vergessen, noch das Protectmedium aufzutragen.
Nur damit und mit anschließender Hitzeversiegelung ist das Motiv bei den anschließenden Wäschen geschützt. Man sollte übrigens darauf achten, das Protectmedium wirklich nur an den Stellen aufzutragen, wo man Farbe auf den Stoff übertragen hat. Das Protectmedium macht den Stoff etwas steifer und hinterlässt eine leichte Schicht. Auf der Farbe ist diese nicht zu erkennen, aber auf weißem Stoff könnte sie auffallen.
Nach dem obligatorischen Bügeln kann das Shirt nun also getragen werden.
Für mich neue Technik mit vielen Möglichkeiten
Mit dem fertigen Shirt bin ich übrigens mehr als zufrieden. Ich bin quasi völlig geflasht von dieser Technik und finde die Möglichkeiten, die sich einem damit bieten sehr faszinierend. Mit wirklich minimalem Zeitaufwand sind hier großartige Ergebnisse möglich.
Andes als bei dem Linolschnitt Set oder dem Screen Printing Set von Marabu entfallen hier etwaige komplizierte Vorbereitungen. Selbst absolute Bastelmuffel können sich so ihre eigenen Shirts erstellen. Keine Schablonen, keine Stempel – Motiv ausdrucken und „draufpappen“, mehr ist es im Prinzip nicht.
Als ich das Shirt meinem Mann zeigte, stellte er fest, dass sogar er das hinbekommen hätte. 😊 Und das will bei ihm schon etwas heißen. Er ist eher so der „Anti-Bastler“. Also ist dieses Set wirklich für jeden geeignet.
Einziges Manko: man ist im Normalfall auf eine Din A4 Größe beim Motiv festgelegt. Das Zusammensetzen mehrerer A4 Papiere ist hier keine gute Idee, da die Kanten beim Rakeln stören, bzw. beim Festkleben kein Transfermedium mehr durchkäme. Außerdem wird die Gefahr des Verrutschens größer, je ausladender das Motiv ist.
Mein persönliches Fazit
Ohne dieses Set, das alles, was man braucht enthält, hätte ich diese Technik nie ausprobiert. Zum Testen ist das Set also absolut Top.
Außerdem kann hier wirklich jeder – egal wie begabt oder kreativ – schnell sein eigenes Wunsch-Shirt zaubern. Ohne großartigen Aufwand oder Vorbereitung. Man kann damit kleinere Partien in größeren Motiven gestalten, wenn etwas zu komplex zum Malen ist.
Generell eignet sich die Technik für komplexe und komplizierte Motive besonders gut. Auch Fotos können auf Stoff übertragen werden. Man kann das Set verschenken oder mit dem Set Geschenke – wie Fotokissen – schnell selbst gestalten.
Ich muss ehrlich gestehen – von diesem Set habe ich am wenigsten erwartet – und wurde am meisten positiv überrascht. 😊
Klare Empfehlung von mir!
Für diesen Test habe ich folgende Produkte genutzt:
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