Als ich von dem Softlinoldruck das erste Mal hörte, war ich gleich Feuer und Flamme: Fühlte ich mich doch direkt an den Linolschnitt aus dem Kunstunterricht erinnert, der mir damals schon viel Spaß gemacht hatte.
Anders als im Kunstunterricht aber, wo mir das Motiv vorgegeben war und das nicht unbedingt meinem Geschmack entsprach, sollte ich mich hier völlig frei entfalten können.
Das Soft Linol Textil Print Set wurde mir neben einer Reihe anderer Sets kostenlos von Marabu zur Verfügung gestellt.
Ich hatte auch schon direkt zu Beginn ein Motiv im Kopf, dass ich damit drucken wollte und auch schon das passende Textil parat. Es sollte ein kleines Kissen mit einem Motiv aus dem Film „The Nightmare before Christmas“ werden.
Euphorisch und begeistert von der Kombination zweier mir liegenden Techniken packte ich also das Set aus. Zugegeben – meine Erwartungen wurden direkt etwas enttäuscht und meine Vorfreude jäh ausgebremst.
Die Softlinolplatte ist deutlich kleiner, als erwartet
Aufgrund der Packungsgröße und der vermeintlichen Größe der Beispielbilder war ich davon ausgegangen, eine Softlinolplatte der Größe des Kartons vorzufinden – also etwa 25 cm x 19 cm.
Tatsächlich ist die Platte in dem Karton jedoch nur 15,5 cm lang und 9 cm breit. Das ist klein. Wenn man bedenkt, dass man nun auch noch ein Motiv dort hineinschnitzen soll, das hinterher zu erkennen ist, ist das schon eine Herausforderung.
Diese Information steht zwar auch auf der Verpackung, ich muss aber zugeben, dass ich die Packung einfach geöffnet und nicht zuvor gründlich studiert habe.
Mein Plan, einen Stempel herzustellen und mittig auf das Kissen zu drucken, war also direkt passé.
Also musste ich mich sortieren und neu überlegen. Glücklicherweise ist das Motiv, auf das meine Wahl fiel, recht gnädig, was die Größe angeht.
Ich entschied mich, statt eines Motives, den Stempel in zwei gleiche Teile zu trennen. Dann wollte ich zwei unterschiedliche Stempelmotive herstellen und sie abwechselnd nebeneinander auf den Stoff bringen.
Aus eins mach zwei – Improvisation gehört bei der Stoffmalerei oft dazu
Gesagt, getan. Die Softlinolplatte – die übrigens nichts mit dem Linol zu tun hat, dass ich damals in der Schule verwendete, sondern eher an einen Radiergummi erinnert – ließ sich glücklicherweise ganz leicht mit einem Cuttermesser teilen.
Mithilfe des PCs spiegelte ich die Vorlagen – zwei Köpfe von Jack Skellington – und druckte sie in der richtigen Größe aus. Nun stand ich vor dem nächsten kleineren Problem.
Wie man das Motiv auf die Softlinolplatte bekommt, ist etwas unklar
Laut Anleitung sollte man nun das Motiv mithilfe eines „Transferpapiers“ auf die Platte übertragen. Hier bleibt die Anleitung leider sehr vage. Es liegt auch kein Transferpapier bei. Also muss man entweder mit Bleistift direkt auf das Softlinol zeichnen oder man muss etwas experimentieren.
Da das Transferpapier, dass ich sonst zum Übertragen auf Stoff benutze, gelbe Linien macht, kam das leider nicht in Frage. Gelb auf Gelb ist dann doch nicht so gut zu erkennen. Mehr zu dem Thema findest du im Artikel Wie das Motiv auf den Stoff kommt.
Also entschied ich mich für Kohlepapier. Das war allerdings nicht so besonders gut geeignet. Wahrscheinlich hätte aber auch mein anderes Transferpapier nicht gut funktioniert.
Das Problem war folgendes:
Man legt ja das Kohlepapier mit der farbigen Seite auf den Untergrund, legt sein Motiv darüber und zeichnet das Ganze dann mit einem Bleistift nach.
Für Kohlepapier ist das Soft Linol zu weich
Leider gab das Softlinol zu sehr nach, sodass das Kohlepapier kaum abfärben konnte.
Es war demnach etwas schwierig, hinterher irgendetwas zu erkennen. Hier müsste man sicherlich eine bessere Lösung finden.
Nichtsdestotrotz konnte ich einigermaßen etwas erkennen und fing anschließend an, mit dem Schneidwerkzeug das Motiv freizulegen.
Nicht einfach drauflosschnitzen – erst muss ein Plan her!
Bevor man mit dem Schneiden anfängt, sollte man sich Gedanken machen, was man wegschneidet und was nicht.
Mir fiel es zunächst etwas schwer, mir das Motiv nicht nur spiegelverkehrt, sondern auch als Negativ vorzustellen. Denn alles das, was stehen bleibt, wird später die Farbe übertragen. Schneidet man also nur wenig weg, so wie kleine Konturen oder so, dann hat man hinterher eine ziemlich massive Farbfläche.
Ich persönlich mag das nicht so gerne und lasse lieber die Konturen stehen, wenn das Motiv es anbietet. Außerdem sollte in diesem Fall ein Rahmen um den Kopf bleiben.
Bei dieser Technik ist es also unabdingbar, sich vorab mit dem Motiv auseinanderzusetzen und sorgfältig zu planen. Ansonsten kann es sein, dass man nach dem Druck enttäuscht vom Ergebnis ist.
Während des Ausschneidens musste ich feststellen, dass es zwar einerseits viel Spaß machte, aber andererseits auch gar nicht so leicht war. Besonders die feinen Partien und die kleinen Details lassen sich in dieser Größe und mit dem vorhandenen Werkzeug kaum ausarbeiten.
Das Schnitzen des Linols ist nicht schwer – und dennoch nicht ganz einfach
Ich kann also nur den Tipp geben, hier vom Groben zum Feinen zu arbeiten. So bekommt man allmählich ein Gefühl für das Material.
Auch sollte man beim Schnitzen darauf achten, die ausgeschnittenen Stellen tief genug zu machen. Da Stoff sich schlussendlich anders beim Druck verhält, als Papier, ist das wichtig. Da man beim Stempeln einen gewissen Druck erzeugt, um die Farbe tief in die Fasern zu bringen, kann es sein, dass der Stoff sich an den Stempel anschmiegt – und das überall.
Gerade bei dickerem Stoff – wie einem Pullover – passiert das schnell. Ich habe nach dem Kissen noch einen Pulli mit den gleichen Stempeln bedruckt und hierfür hätten die Stempel deutlich tiefer ausgeschnitzt sein können.
Für den dünnen Kissenbezug war das okay und ein bisschen darf sich das Schnitzmuster auch abzeichnen – es macht schließlich auch den Charme des Linoldrucks aus.
Für Kinder ist das Schnitzen nur bedingt und unter Aufsicht zu empfehlen
Beim Schnitzen selbst muss man übrigens sehr achtsam sein.
Nicht nur, dass das Messer sehr scharf ist, man sollte weder zum Körper hin, noch in Richtung der haltenden Finger schnitzen.
Diese Technik ist auch nicht unbedingt für Kinder geeignet, zumindest nicht ohne Aufsicht. Macht man es mit einem Kind ab ca. 8 Jahren zusammen, ist es allerdings durchaus denkbar.
Anders als beim richtigen Linol ist das Softlinol übrigens so weich, dass es direkt out-of-the-box bearbeitet werden kann. Man muss es nicht anwärmen oder anderweitig vorbereiten.
Schnitzt man zu viel weg, ist der Stempel unter Umständen nicht mehr zu retten
Da es aber so weich ist, rutscht man auch schnell mal ab und schneidet zu viel weg. Deshalb immer Obacht!
Ist man mit dem Schnitzergebnis zufrieden, kann man direkt weiter machen. Der vorbereitete Stoff – appreturfrei gewaschen und mit einem Brett oder dicker Pappe zwischen den Stofflagen – kann bedruckt werden.
Hierfür liegt dem Set ein Tiegel schwarzer Druckfarbe bei. Wer gerne andere Farben drucken möchte, muss sie dazu bestellen. Meine Wahl fiel wegen des schwarzen Stoffes auf Gelb und Weiß. Die Stoffdruckfarben funktionieren auch auf dunklen Stoffen. Das ist sehr angenehm.
Es empfiehlt sich auch, die speziellen StoffDRUCKfarben zu verwenden, da sie eine höhere Viskosität aufweisen, als die StoffMALfarben. Das lässt die Farben weniger verlaufen und erhöht die Deckkraft deutlich. Beim Druck ist ein Nachmalen mit einer zweiten Farbschicht schließlich nicht möglich.
Der Schaumstoffroller bringt die Farbe auf den Stempel
Die Stoffdruckfarbe wird dann am besten auf einem Teller auf die dem Set beiliegende Schaumstoffrolle aufgetragen.
Anschließend rollt man die Farbe gleichmäßig auf den Stempel. Dabei sollte man weder zu viel noch zu wenig Farbe nehmen. Nimmt man zuviel, quillt die Farbe unter dem Stempel hervor, an Stellen, wo sie nicht hinsollte. Bei zu wenig Farbe kann das Ergebnis ungleichmäßig und blass werden.
Danach drückt man den Stempel an der gewünschten Stelle auf den Stoff. Gleichmäßiges Andrücken sichert ein gutes Ergebnis.
Anschließend sollte man den Stempel zügig, aber sauber vom Stoff trennen. Verrutscht der Stempel, sieht das blöd aus. Möchte man weiter drucken, wiederholt man die Schritte einfach.
Für eine andere Farbe oder das Ende der Arbeit wird alles gründlich mit Wasser abgespült.
Bei der Reinigung sollte man den Stempel nicht zu sehr beanspruchen
Dabei sollte man nicht zu heftig auf dem Stempel herumreiben, da das Material doch recht empfindlich ist.
In diesem Moment ist das meiste schon getan. Die Farbe muss nun noch trocknen und anschließend fixiert werden. Dann ist das Werk auch schon fertig.
Wie bei einigen anderen Sets – z.B. dem Für dich getestet: Screen Printing Textil Set von Marabu – ist hier die Vorbereitung das Langwierigste.
Das Drucken geht vergleichsweise schnell. Außerdem sind die Stempel immer wieder verwendbar.
Das war der Grund, warum ich einen weiteren Pullover direkt auch noch mit dem Motiv verschönerte.
Hier nahm ich allerdings weiß und ein selbst gemischtes Grau, da es besser zu den Pulloverfarben passte.
Mein persönliches Fazit
Insgesamt muss ich sagen, dass ich von dieser Technik sehr begeistert bin. Mir hat das Schnitzen schon früher großen Spaß gemacht und die Option, die Motive danach immer und immer wieder drucken zu können, finde ich sehr faszinierend – ähnlich wie bei den Schablonen.
Lediglich die Größe der Softlinolplatte hat mich etwas enttäuscht. Auch ist das rechteckige Format der Platte finde ich nicht so besonders gut gewählt. Hier hätte ich mich definitiv über eine größere Platte gefreut. Aber man kann die Softlinolplatten durchaus in anderen Größen nachbestellen. Das ist gut.
Für andere Projekte würde ich das definitiv tun. Denn gefallen hat es mir alle mal.
Und das Set ist als Einstieg auch prima geeignet: Es befinden sich neben der Softlinolplatte, dem Schnitzmesser mit zwei Aufsätzen, dem Schaumstoffroller und einem Tiegel schwarzer Druckfarbe auch noch ein Pinsel und zwei Aquarellfarben darin, mit denen man das schwarze Motiv hinterher noch aufpeppen kann. Das funktioniert allerdings nur auf hellen Stoffen.
Die Möglichkeiten des Motivtransfers hätten in der Anleitung noch etwas besser erläutert sein können.
Als Grundausstattung oder als Geschenk ist das Set auf aber jeden Fall tauglich. Wer gerne Neues testet, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.
Für diesen Test habe ich folgende Produkte genutzt:
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